3 Fragen an... Yves Zischek

Nr. 25-2 aktualisiert 2025-06-06 Lesedauer: min

«KI treibt Rechenzentren an ihre Grenzen»

Mit dem rasanten Aufstieg von Künstlicher Intelligenz steigen auch die Anforderungen an Rechenzentren – insbesondere in Bezug auf Energieverbrauch, Kühltechnologie und Nachhaltigkeit, erklärt Yves Zischek, Managing Director von Digital Realty Switzerland. KI-Workloads erfordern bis zu 30-mal mehr Leistung pro Rack als herkömmliche Anwendungen. Um diesen Bedarf zu decken, setzen Betreiber zunehmend auf moderne Grossrechenzentren mit Flüssigkühlung und optimierter Energieinfrastruktur. Gleichzeitig zeigt sich in der Schweiz ein wachsender Trend zu Private-KI-Lösungen, insbesondere in regulierten Branchen. Bestehende Rechenzentren können durch gezielte Nachrüstung zukunftsfähig bleiben. Dabei spielen Standortvorteile sowie erneuerbare Energie und Abwärmenutzung eine wichtige Rolle.

Yves Zischek, Managing Director, Digital Realty Switzerland (Bild: zVg)

Welche Massnahmen braucht es aus Ihrer Sicht, um den steigenden Energiebedarf für Rechenleistungen sicherzustellen?

Yves Zischek: Mit dem zunehmenden Einsatz von KI steigen die Anforderungen an Energieversorgung, Kühlung und Nachhaltigkeit im Rechenzentrumsbetrieb. KI-Workloads werden vorzugsweise in hochmodernen, zertifizierten Rechenzentren mit hoher Auslastung und niedrigen PUE-Werten (Power Usage Effectiveness) betrieben. Da sie deutlich höhere Rechenleistungen erfordern, mit Energiedichten von bis zu 150 kW pro Rack (statt bisher ca. 5 kW), wird die Kühlung zum entscheidenden Faktor. Bestehende Infrastrukturen stossen dabei oft an ihre Grenzen. Eine effiziente Lösung bietet die Wasserkühlung, in deren Potenzial wir gezielt investieren wollen. Wir evaluieren deshalb derzeit den Einsatz dieser Lösung.

Konzentration auf wenige Mega-Datencenter oder Verteilung auf kleine Rechenzentren - was erachten Sie warum für sinnvoller?

Yves Zischek: Grosse Rechenzentren profitieren von Skaleneffekte, internationalen Zertifizierungen und einer leistungsfähigen, global vernetzten Infrastruktur. Sie erreichen in der Regel bessere PUE-Werte durch optimierte Kühlung und Energieversorgung und sind auf hohe Leistungsdichten vorbereitet – essenziell für rechenintensive KI-Workloads.

Gleichzeitig zeigt die Swiss IT-Studie 2025: Für viele Schweizer Unternehmen, besonders in regulierten Branchen, stehen IT-Security und Compliance im Fokus. Diese Anforderungen beeinflussen zunehmend die Standortwahl und die Rechenzentrumsstrategie. Das Interesse an Private KI wächst. Vorallem Unternehmen der Finanzbranche bevorzugen es, KI im eigenen Rechenzentrum zu betreiben, um Compliance- und Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Auch Service Provider bauen gezielt Kompetenzen in diesem Bereich auf.

KI ist für Rechenzentren ein "Game Changer". Wie können bestehende Anlagen künftigen Anforderungen genügen?

Yves Zischek: Bestehende Rechenzentren können durch modulare Erweiterungen zukunftsfähig gemacht werden – etwa durch die Nachrüstung mit Liquid Cooling oder den Ausbau der Strominfrastruktur für höhere Rack-Stromdichten. Moderne Kühltechnologien verbessern die Energieeffizienz messbar, etwa über einen niedrigeren PUE-Wert. Parallel gewinnt die Abwärmenutzung an Bedeutung, z. B. durch Einspeisung in Fernwärmenetze.

In der Schweiz bestehen dafür besonders gute Voraussetzungen: Der hohe Anteil erneuerbarer Energien, fortschrittliche Kühltechnologien und eine zuverlässige Infrastruktur schaffen ein ideales Umfeld für nachhaltige Rechenzentren. Unser Campus in Zürich zählt zu den weltweit effizientesten Standorten und wurde von der Swiss Datacenter Efficiency Association (SDEA) als erster weltweit in der höchsten Kategorie zertifiziert: ZUR2 und ZUR3 erhielten Gold+.

«Bestehende Rechenzentren können durch modulare Erweiterungen zukunftsfähig gemacht werden.»