Prognosen
KI 2024 (Teil 1): Dell, Forrester, SAS, Gartner
Künstliche Intelligenz und insbesondere generative KI werden auch das Jahr 2024 prägen. Darin sind sich die Analysten und IT-Experten einig. Einhellig sind sie der Ansicht, dass KI auch in diesem Jahr in vielen Bereichen der wichtigste Innovationsbeschleuniger sein wird. Im Detail setzen sie in ihren Prognosen aber doch auch unterschiedliche Gewichtungen.
Im ersten von drei Teilen fassen wir die Einschätzungen von Dell, Gartner, Forrester und SAS zusammen.
«Der Start von ChatGPT vor einem Jahr war eine Initialzündung für den KI-Einsatz. ChatGPT hat vielen Menschen erstmals vor Augen geführt, was KI heute schon leisten kann», erklärt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. «Für Unternehmen war es noch nie so einfach und kostengünstig wie heute, KI einzusetzen und erste Erfahrungen zu sammeln.»
Welche Dimensionen der KI-Trend hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen, die der Bitkom veröffentlicht hat: 2023 wuchsen die Ausgaben für Künstliche Intelligenz demnach um 32 Prozent von 4,8 Milliarden auf 6,3 Milliarden Euro. Der grösste Anteil daran entfiel auf KI-Software (4,1 Milliarden Euro), gefolgt von Dienstleistungen (1,3 Milliarden Euro) und Hardware (0,9 Milliarden Euro). Für 2024 wird ein ähnlich starkes Wachstum von 30 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro erwartet. 2025 könnte sogar die 10-Milliarden-Euro-Marke übersprungen werden. Die Marktentwicklung hängt laut Bitkom allerdings sehr stark vom Regulierungsrahmen ab.
Ralf Wintergerst warnt: «Anbieter und Anwender von KI brauchen einen sicheren Rechtsrahmen, deshalb ist richtig, dass sich die EU um einen AI Act bemüht. Allerdings müssen wir darauf achten, dass der Schuss anders als bei der Datenschutz-Grundverordnung nicht nach hinten losgeht. In das Zentrum des AI Acts gehören kritische KI-Anwendungen und nicht die sogenannten Foundation Models als Basis-Technologie.»
«Der Start von ChatGPT vor einem Jahr war eine Initialzündung für den KI-Einsatz. ChatGPT hat vielen Menschen erstmals vor Augen geführt, was KI heute schon leisten kann.»
Die hohe Bereitschaft in den Unternehmen, GenAI auszuprobieren oder einzuführen, bestätigt eine kürzlich publizierte Untersuchung von Dell Technologies, für die in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA 500 IT-Entscheider befragt wurden, die für die Implementierung von GenAI-Projekten verantwortlich sind. Weltweit wie auch in Deutschland ist mit 78 Prozent die grosse Mehrheit begeistert vom Potenzial generativer KI. 76 Prozent (Deutschland: 77 Prozent) planen zudem Budgets für die Umsetzung von KI-Projekten zu erhöhen.
«Keine andere Technologie hat in den letzten Jahrzehnten das erreicht, was GenAI innerhalb eines Jahres gelungen ist», konstatiert Tim van Wasen, Geschäftsführer von Dell Technologies Deutschland. «Generative KI birgt enormes Potenzial für Unternehmen in zahlreichen Branchen. Mit der richtigen Strategie kann sie zum Schlüsselfaktor für Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit werden.»
«Generative KI birgt enormes Potenzial für Unternehmen in zahlreichen Branchen. Mit der richtigen Strategie kann sie zum Schlüsselfaktor für Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit werden.»
Zwei Drittel der von Dell befragten 500 IT-Manager erwarten schon in den nächsten 12 Monaten spürbare Ergebnisse von ihren GenAI-Projekten (Quelle: Dell Gen AI Pulse Survey).
Forrester: KI als Produktivitäts-Booster
Wie so viele geht auch Forrester bei seinen „Predictions 2024“ von der spektakulären KI-Entwicklung in 2023 aus. Künstliche Intelligenz sei auf dem besten Weg, allgegenwärtig zu werden - zu Hause, am Arbeitsplatz und überall dazwischen. Mit ChatGPT von OpenAI habe jeder einen Assistenten in der Hosentasche, Midjourney mache aus jedem einen Kreativdirektor, und Kunden und Mitarbeiter selbst mit geringen technischen Kenntnissen nutzten bereits KI-Tools, um Inhalte zu erstellen und Tools zu entwickeln.
In den Worten von Michelle Goetz, Vice President und Principal Analyst, Forrester: «Die KI-Nachfrage hat sich von einem Stillstand im Jahr 2022 über Nacht in einen Rausch verwandelt, der 56 Prozent der KI-Entscheidungsträger dazu veranlasst hat, zu erforschen oder zu experimentieren und mit Proofs of Concept und ja, auch mit Spaß und Spielen, voranzukommen.» In der Forrester-Umfrage «Artificial Intelligence Pulse Survey» vom Juli 2023 hatten sogar 89 Prozent der KI-Entscheidungsträger angegeben, dass ihre Unternehmen den Einsatz von GenAI ausbauen, erproben oder erforschen.
«Die KI-Nachfrage hat sich von einem Stillstand im Jahr 2022 über Nacht in einen Rausch verwandelt.»
Bei diesen Experimenten können die Unternehmen 2024 aber nicht stehen bleiben, so Forrester. Um die Produktivität zu steigern, die Kundenerfahrung zu verbessern und neue Werte zu schaffen, müssten die KI-Bemühungen von Unternehmen stärker fokussiert werden. Dann könne generative KI die Produktivität in allen IT-Rollen steigern – nicht nur für Entwickler. Forrester erwartet zum Beispiel, dass Arbeitnehmer dank der Investitionen in GenAI im kommenden Jahr 50 Prozent mehr Zeit für kreative Problemlösungen aufwenden können, was kundenfokussierte Innovationen vorantreiben werde.
Laura Koetzle, VP, Group Director bei Forrester, prognostiziert: «Auch wenn sich GenAI-Anwendungen erst noch entwickeln, können Unternehmen ihre Auswirkungen nicht länger ignorieren oder herunterspielen. Angesichts der Risiken, die mit der Technologie verbunden sind, werden europäische Unternehmen proaktive Massnahmen ergreifen, um Compliance sicherzustellen und Use Cases für GenAI zu erkunden. Dadurch können sie Mitarbeiter und Kunden gewinnen, befähigen und einbinden.»
«Auch wenn sich GenAI-Anwendungen erst noch entwickeln, können Unternehmen ihre Auswirkungen nicht länger ignorieren oder herunterspielen.»
GenAI-Anwendungen haben Unternehmen zwar einen noch nie dagewesenen Zugang zu künstlicher Intelligenz eröffnet. Der Weg zur effektiven Umsetzung ist jedoch nicht so einfach, wie es aussieht, räumt Forrester ein. Insbesondere die Bedeutung von Data Analytics rückt Forrester dabei in den Fokus. Im Bericht «Forrester Predictions 2024: Data & Analytics» schreiben die Analysten: «Voraussetzung ist eine solide Grundlage in den Bereichen Daten & Analytics. Darüber hinaus sind qualifizierte Mitarbeiter erforderlich, die in der Lage sind, diese Daten zu verwalten und wertvolle Erkenntnisse daraus zu gewinnen. Data & Analytics – dies sind die eigentlichen Herausforderungen und Chancen.»
Unstrukturierte Daten werden zu einer begehrteren Ressource als je zuvor, monetarisierte Datenbestände für das Training von Modellen werden an Wert gewinnen, so Forrester. Die Unternehmen sollten deshalb Best Practices für Data Analytics einführen. Das Fazit des Analysten Zeid Khater lautet: «Daten- und Analyseteams bereiten die Bühne für die KI-Show. KI ist bereit für das Rampenlicht, aber Data & Analytics entscheidet, ob sie glänzt. Wenn die generative KI der Hauptdarsteller in «Business Technology: The Musical, 2024» ist, dann sind die Daten- und Analyticsleiter die Bühnenmanager.»
«Daten- und Analyseteams bereiten die Bühne für die KI-Show. Die KI ist bereit für das Rampenlicht, aber Daten und Analysen entscheiden, ob sie glänzt.»
So weitreichend Forrester die Folgen von GenAI auf viele Bereiche auch schon für 2024 sieht, die Fertigungsindustrie nimmt das Beratungshaus aus: Paul Miller, Vice President und Principal Analyst, konstatiert: «Generative KI wird das Geschäft der Fertigung im Jahr 2024 nicht verwandeln. Führungskräfte im Fertigungsbereich sind von generativer KI fasziniert, aber sie gehen vorsichtiger vor als ihre Kollegen in anderen Branchen.» Laut dem Artificial Intelligence Pulse Survey vom Juli 2023 charakterisieren 29 Prozent der KI-Entscheidungsträger generell den Einsatz von genKI in ihrer Organisation als «Experiment». Unter den Herstellern von Hightech- oder Industrieprodukten dagegen befinden sich 47 Prozent noch in der Experimentierphase. Diese Zurückhaltung hat Forrester zufolge vor allem zwei Gründe: Erstens erforderten Arbeitsabläufe komplexe Interaktionen zwischen einem Set von Ökosystempartnern und einer Reihe teurer Maschinen. Die Einführung neuer – und weitgehend ungetesteter – Technologien sei einfach zu riskant. Zweitens sei die Auswirkung von Fehlern oder «Halluzinationen» der genAI auf die physische Arbeit zu hoch, um sie zu tolerieren – mit dem Risiko verlorener Produktivität, beschädigter Maschinen oder Verletzungen.
Die «Forrester Prognosen 2024» enthalten zahlreiche Voraussagen zum Thema Künstliche Intelligenz in diesem Jahr. Eine Auswahl der wichtigsten lautet:
- Unternehmen werden ihre Produktivität und kreative Problemlösung mithilfe von KI-Initiativen um 50 Prozent steigern
- CX wird sich dank generativer KI erstmals seit Jahren verbessern
- Die Budgets für KI-Plattformen werden sich verdreifachen
- Sechzig Prozent der Mitarbeiter nutzen ihre eigene KI, um ihre Aufgaben zu erledigen
- Sechzig Prozent der Mitarbeiter werden eine Schulung für KI-Prompts erhalten
- 50 Prozent der Grossunternehmen in der EU greifen dem 2025 in Kraft tretenden AI Act der Europäischen Union vor und investieren proaktiv in KI-Compliance. Vierzig Prozent der Unternehmen werden proaktiv in KI-Governance für Compliance investieren
- Chief Artificial Intelligence Officers (CAIO) werden in einem von acht Führungsteams auftauchen
- Fünfundachtzig Prozent der Unternehmen werden KI mit Open-Source-Modellen ausbauen
- Die von Unternehmen verwalteten unstrukturierten Daten werden sich bis 2024 verdoppeln
- Die Verbesserung der Datenqualität wird die Genauigkeit von KI/ML-Modellen um 20 Prozent erhöhen
- Der Einsatz von Vektordatenbanken zur Unterstützung von GenAI-Initiativen wird um 200 Prozent steigen.
- Cloud-Hyperscaler werden ohne Erfolg Prompt Engineering-Dienste einführen
Neben der Vorhersage von hohen Produktivitätszuwächsen auf vielen Gebieten nimmt Forrester auch die Schattenseiten in den Blick. In «Predictions 2024: Artificial Intelligence - Transition From Hype To Pragmatism Doesn’t Mean Boring AI» warnt das Beratungshaus explizit vor der Ausbreitung von «Schatten-KI». Die Unternehmen würden Schwierigkeiten haben, mit der Nachfrage der Mitarbeiter nach KI-Anwendungen Schritt zu halten, was zu einer Vielzahl von Problemen in Bezug auf Vorschriften, Datenschutz und Sicherheit führen werde. «Unternehmen, die sich bemühen, die KI-Chance zu nutzen, werden nicht schnell genug innovieren, um die weit verbreitete Bring-your-own-AI (BYOAI) zu überholen», heisst es in dem Report. Unternehmen sollten deshalb die Entwicklung einer Strategie zur Verwaltung und Sicherung von BYOAI forcieren.
Und noch eine Empfehlung geben die Forrester-Experten: «Tech-Führungskräfte sollen einen Wildwuchs an KI-Tools vermeiden und in eine KI-Plattform investieren, die Produktivitäts-Tools für den gesamten KI-Lebenszyklus bietet, mit Top-Modellen und Open-Source-Frameworks integriert werden kann und eine feinkörnige Beobachtbarkeit der Produktion.»
Viele Unternehmen haben Forrester zufolge nämlich das Gefühl, eine AI-first-Strategie verfolgen zu müssen. Auf diesen Druck würden viele KI-Teams bislang mit einem Sammelsurium an Open-Source-Tools reagieren, um Daten in die Pipeline zu leiten, Modelle auszuwählen, zu vergleichen, zu trainieren, in Anwendungen einzusetzen und auf Effizienz und Verzerrungen zu überwachen. Was die Unternehmen wirklich benötigten seien stattdessen skalierbare Lösungen für kritische Geschäftsfunktionen von kommerziellen KI-Plattformen. Deshalb sagt Forrester voraus, dass genAI-Software zwischen 2023 und 2030 eine jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 36 Prozent verzeichnet und Investitionen in KI-Plattformen sich verdreifachen.
SAS-Trendbarometer 2024
SAS, ein weltweit aktiver Anbieter von Lösungen für Analytics und Künstliche Intelligenz, erwartet, dass Künstliche Intelligenz 2024 tiefer in die Geschäftsprozesse eindringt, Digital-Twin-Technologien sich durchsetzen und KI dem Arbeitsmarkt neue Impulse gibt und neue Jobs schafft.
Eine der wichtigsten Entwicklungen, die SAS für 2024 erwartet, ist ein veränderter Blick der Unternehmen auf Chat GPT & Co. «2024 werden Unternehmen ihre Einschätzung von Chat GPT & Co. ändern: Statt sie als eigenständige Technologie zu betrachten, werden sie sie zunehmend in umfassende KI-Strategien einbinden,» postuliert Bryan Harris, Chief Technology Officer von SAS. Das betreffe unterschiedlichste Branchen: Banken könnten Simulationsdaten für Stresstests und Szenarioanalysen nutzen, um Risiken vorherzusagen und Verluste zu vermeiden, im Gesundheitswesen liessen sich an die speziellen Bedürfnisse einzelner Patienten ausgerichtete Therapien entwickeln, und für die Fertigung sei Generative AI ein Faktor, um Qualität, Zuverlässigkeit, Wartung, Energieeffizienz und Output zu verbessern.
«2024 werden Unternehmen ihre Einschätzung von Chat GPT & Co. ändern: Statt sie als eigenständige Technologie zu betrachten, werden sie sie zunehmend in umfassende KI-Strategien einbinden.»
Als das nächste «grosse KI-Ding» erwartet SAS multimodale KI und Simulationen. Multimodale KI integriert Text, Bild und Audio in einem einzigen Modell. Sie kann eine breite Palette an Inhalten gleichzeitig verarbeiten und soll so den Weg für kontextsensiblere Anwendungen und eine effektive Entscheidungsfindung ebnen. Als ein Beispiel nennt SAS die Generierung von 3D-Objekten sowie Umwelt- und Geodaten, die in Bereichen wie Augmented Reality, Virtual Reality oder Digital Twin zur Simulation komplexer physischer Systeme zum Einsatz kommen. «Multimodale KI wird das nächste Level für Generative AI», prognostiziert Marinela Profi, AI/Generative AI Strategy Advisor, SAS.
«Multimodale KI wird das nächste Level für Generative AI»
Ähnlich überzeugt wie Profi von der multimodalen KI ist Jason Mann, Vice President of IoT von SAS, vom Durchbruch der Digital Twins. «2024 wird sich die Akzeptanz für KI- und IoT-Analytics durch die Verbreitung von Digital-Twin-Technologie beschleunigen», sagt er voraus. Damit sollen sich Sensor- und Betriebsdaten in Echtzeit auswerten sowie komplexe Systeme wie Fabriken, Smart Cities und Energienetze nachbilden lassen. «Digitale Zwillinge verschaffen Unternehmen die Chance, Abläufe zu optimieren, Produktqualität zu verbessern, Sicherheit zu erhöhen, Zuverlässigkeit zu stärken und Emissionen zu senken,» so Mann.
Die folgenden KI-Trends bewerten SAS-Experten als prägend:
- GenAI wirdTeil von umfassenden KI-Strategien
- KI schafft neue Jobs
- Verantwortungsvolles Marketing ist sich der Fehleranfälligkeit und Bias der KI bewusst
- Banken und Versicherungen gehen mit KI gegen raffiniertere Betrugsmethoden vor
- Schatten-KI ist eine CIO-Challenge
- Multimodale KI und Simulation sind das „Next Big Thing”
- Mehr KI in der öffentlichen Verwaltung
- KI ist ein Turbo für die Digital-Twin-Einführung
- KI führt zu personalisierten Behandlungsmethoden im Gesundheitswesen
- Versicherungen: Adäquate Reaktion auf Klimarisiken
Gartner: Wie generative Künstliche Intelligenz die IT-Welt verändert
In den Prognosen für 2024 wird fast immer die Auffassung vertreten, dass die Unternehmensführungen es sich nicht werden leisten können, Künstliche Intelligenz zu ignorieren – und dass die meisten das auch gar nicht wollen. In den Worten von Daryl Plummer, Distinguished VP Analyst bei Gartner: «2024 ist das erste volle Jahr, in dem GenAI im Mittelpunkt jeder strategischen Entscheidung steht und jede andere technologiegetriebene Innovation aus dem Rampenlicht verdrängt wird.» Und er ist sich sicher: «CIOs und Führungskräfte werden die Risiken des Einsatzes von GenAI in Kauf nehmen, um von den beispiellosen Vorteilen profitieren zu können.»
«2024 ist das erste volle Jahr, in dem GenAI im Mittelpunkt jeder strategischen Entscheidung steht und jede andere technologiegetriebene Innovation aus dem Rampenlicht verdrängt wird.»
Für Gartner ist Künstliche Intelligenz das entscheidendes Mittel für Unternehmen, um eine flexiblere und anpassungsfähigere Organisation zu schaffen und so besser auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Bereits jetzt habe generative KI die Denkweise von Führungskräften in allen Bereichen verändert. Aus Umfragen, Analysen und Interviews seiner Experten hat Gartner zehn Prognosen für die nächsten drei, vier Jahre abgeleitet. Fünf davon nehmen explizit auf KI-Aspekte Bezug, darunter die ersten drei. Weitere Themen wie «Maschinenkunden» und «intelligente Roboter» hängen eng mit KI zusammen.
Konkret lauten die Prognosen wie folgt:
- Bis 2027 wird der Produktivitätswert der KI als primärer wirtschaftlicher Indikator für die nationale Macht anerkannt werden.
- Bis 2027 werden GenAI-Tools eingesetzt, um veraltete Geschäftsanwendungen zu erklären und geeignete Ersatzlösungen zu schaffen, wodurch die Modernisierungskosten um 70 Prozent gesenkt werden.
- Bis 2028 werden die Ausgaben von Unternehmen für die Bekämpfung von Malware 30 Milliarden US-Dollar übersteigen und 10 Prozent der Marketing- und Cybersicherheitsbudgets aufzehren.
- Bis 2027 werden 45 Prozent der Chief Information Security Officers (CISOs) ihren Aufgabenbereich über die Cybersicherheit hinaus erweitern, da der regulatorische Druck steigt und sich die Angriffsfläche vergrößert.
- Bis 2028 wird der gewerkschaftliche Organisationsgrad bei Wissensarbeitern um 1'000 Prozent steigen, was auf die Einführung von GenAI zurückzuführen ist.
- Im Jahr 2026 werden 30 Prozent der Arbeitnehmer digitale Charisma-Filter nutzen, um bisher unerreichbare Fortschritte in ihrer Karriere zu erzielen.
- Bis 2027 werden 25 Prozent der Fortune-500-Unternehmen aktiv neurodiverse Talente mit Erkrankungen wie Autismus, ADHS und Legasthenie einstellen, um die Unternehmensleistung zu verbessern.
- Bis 2026 werden 30 Prozent der grossen Unternehmen eine eigene Geschäftseinheit oder eigene Vertriebskanäle haben, um den schnell wachsenden Markt für Maschinenkunden zu erschließen.
- Bis zum Jahr 2028 wird es aufgrund des Arbeitskräftemangels in der Fertigung, im Einzelhandel und in der Logistik mehr intelligente Roboter als Angestellte geben.
- Bis 2026 werden 50 Prozent der G20-Mitgliederstaaten monatliche Stromrationierungen erleben, was energiebewusstes Handeln entweder zu einem Wettbewerbsvorteil oder zu einem grossen Ausfallrisiko macht.
Aufschlussreich sind die Gartner-Einschätzungen zu den Veränderungen, bei denen die menschlichen Mitarbeiter eine Rolle spielen. Daryl Plummer zum Beispiel warnt die Unternehmen nachdrücklich vor einer intransparenten Kommunikation im Zusammenhang mit dem Abbau von Arbeitsplätzen: «Führungskräfte sind schnell dabei, KI als Ursache für den Abbau von Stellen zu nennen. Daher ist es wichtig, dass die Führungskräfte ihren Mitarbeitern ihre Absichten in Bezug auf den internen Einsatz von KI klar mitteilen. So lassen sich unbeabsichtigte Folgen vermeiden, die dazu führen, dass sich bei den Mitarbeitern Ängste vor KI aufbauen. Unternehmen, die GenAI einführen und es versäumen, die KI-Angst ihrer Wissensarbeiter klar anzusprechen, werden 20 Prozent höhere Fluktuationsraten verzeichnen.»
Plummer fordert: «Unternehmen sollten sich bei ihren KI-Bemühungen auf die Weiterbildung der Mitarbeiter konzentrieren, um die Produktivität und Qualität ihrer Arbeit zu verbessern, und nicht auf die Automatisierung von Aufgaben. Bleiben Sie auf dem Boden der Tatsachen, was die Technologie leisten kann und was nicht, denn es gibt immer noch eine Menge Hype, der die Erwartungen der Vorstände beeinflusst!»
Bemerkenswert sind zudem Plummers Ausführungen zur Regulierung der Künstlichen Intelligenz. Sie ist für ihn offenkundig sinnvoll, um das durch KI extrem verschärfte Problem der Fehlinformationen in den Griff zu bekommen. «Der rasante Aufstieg von GenAI hat den Regulierungsbehörden Feuer unterm Hintern gemacht, Malinformation als eines der Risiken zu betrachten, die mit der zunehmenden Macht und Verfügbarkeit von GenAI für schlechte Akteure einhergehen.» Und er sagt voraus, dass «Unternehmen, die schlechte Akteure, Regulierungsbehörden und Anbieter von Tools und Technologien zur Bekämpfung von Fehlinformationen genau im Auge behalten, wahrscheinlich einen erheblichen Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern haben werden.»
«Unternehmen, die GenAI einführen und es versäumen, die KI-Angst ihrer Wissensarbeiter klar anzusprechen, werden 20 Prozent höhere Fluktuationsraten verzeichnen.»