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Experten

Nr. 24-1 aktualisiert 2024-04-17 Lesedauer: min

Interview mit Alexander Finger, CTO bei SAP Schweiz

Bild: generiert mit DALL-E

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde – und fast jeder Software-Hersteller wirbt aktuell mit entsprechenden Funktionen in seinen Produkten. Doch wie relevant ist das Thema im Bereich Business-Software wirklich? Computerworld spricht darüber mit Alexander Finger, CTO beim ERP-Hersteller SAP Schweiz.

«Entscheidend ist, was wir Menschen damit machen»

Computerworld: Herr Finger, wie gerechtfertigt empfindet die SAP den aktuellen Hype um KI? Wo sehen Sie die grössten Chancen – und bei welchen Verheissungen sind Sie eher skeptisch?

Alexander Finger: Wenn neue anspruchsvolle Technologien in das Bewusstsein der Menschen gelangen, gibt es oft Extremreaktionen. Die neue Technologie kann vermeintlich jedes Problem lösen oder die neue Technologie ist eine Gefahr für unsere Zukunft. KI wird weder jedes Problem lösen können, noch ist diese Technologie eine Gefahr für unsere Zukunft. Entscheidend ist, was wir Menschen damit machen. Jetzt haben wir die Möglichkeit zu gestalten und die Rahmenbedingungen festzulegen, in denen wir als Gesellschaft die Technologie nutzen möchten. Genauso können wir jetzt gestalten, wie wir die Technologie nicht nutzen möchten. Innerhalb der SAP haben wir bereits seit langer Zeit Prozesse und Verantwortlichkeiten etabliert, die eine ethische Nutzung der Technologie dort sicherstellt, wo es keine Regulierung gibt.

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Alexander Finger CTO bei SAP Schweiz
«KI wird weder jedes Problem lösen können, noch ist diese Technologie eine Gefahr für unsere Zukunft.»

CW: Wie stark hat sich die SAP im Zuge des ChatGPT-Hypes in den letzten Monaten mit dem Thema KI auseinandergesetzt? Und hat das womöglich sogar zu einer Kurskorrektur geführt?

Finger: KI ist für SAP nicht neu. Seit Jahren nutzen wir KI, die in die Systeme integriert ist, welche die wichtigsten Funktionen eines Unternehmens unterstützen. KI ist Kern unserer Unternehmens-Software, die von Zehntausenden von SAPKunden genutzt wird. Beispielsweise sind maschinelles Lernen, Analysen und SAP AI Business Services Teil unserer Produkte SAP HANA und SAP S/4HANA. Daneben stehen unseren Kunden in der SAP Business Technology Platform AI-Services als Bausteine für ihre eigenen Erweiterungen zur Verfügung. KI wird im gesamten Produktportfolio der SAP verfügbar sein.

CW: Könnten simple Tools wie ChatGPT mit entsprechenden Add-ons Business-Software auch obsolet machen? Wie wirken Sie dieser möglichen Gefahr entgegen?

Finger: ChatGPT demonstriert die beeindruckenden Fähigkeiten von LLMs wie Textverdichtung, kreatives Schreiben, Übersetzung und sogar Generierung von Computercode. Wir sehen viele potenzielle Anwendungsfälle für LLMs bei SAP, sowohl intern als auch in Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Wir haben bereits eine Referenzarchitektur auf Basis der SAP Business Technology Platform entwickelt und evaluieren, wie wir die Technologie am besten einsetzen können. Grundlagenmodelle können uns dabei helfen, einen neuen Automatisierungs- und Produktivitätsgrad zu erreichen. Wir sehen die künstliche Intelligenz also als Teil unserer Lösungen, nicht als Wettbewerb.

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Robin Schwarz

Redakteur Computerworld (CH)
Robin Schwarz arbeitet seit rund 15 Jahren im Journalismus. Er hat bei diversen Medien in diversen Positionen gearbeitet, war News- und Social-Media-Redaktor und in der Medienpolitik tätig. Publizistischer Schwerpunkt: Intersektion von Politik, Gesellschaft und Tech.