Die ETH Zürich und die Arbeitswelt der Zukunft

Nr. 24-5 aktualisiert 2024-10-25 Lesedauer: min

Die ETH Zürich und die Arbeitswelt der Zukunft

Ein aktuelles Positionspapiers zur Arbeitswelt der Zukunft an der ETH Zürich stellt interessante Aspekte in den Vordergrund, welche sich über den «digitalen» Horizont» hinaus erstrecken. Interessant sind diese Kriterien deshalb, weil sie wichtige soziale und wirtschaftliche Aspekte beinhalten. Das Positionspapier erweitert das Verständnis von New Work um relevante Bereiche, welche auch in Unternehmen zur Geltung kommen.

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Das Dokument der ETH Zürich thematisiert die «Arbeitswelt der Zukunft» und betont, dass dieser Wandel nicht in ferner Zukunft liegt, sondern bereits jetzt geschieht. Es handelt sich um eine Anpassung an aktuelle Trends, die durch technologische, soziale, wirtschaftliche und demografische Veränderungen vorangetrieben werden. Ein zentrales Thema ist die Integration moderner Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Cloud-Computing, die die Art und Weise, wie Arbeit organisiert und ausgeführt wird, nachhaltig verändern.

Flexibles und standortunabhängiges Arbeiten

Die COVID-19-Pandemie hat den Wandel hin zu standortunabhängigem Arbeiten beschleunigt. Gemäss Positionspapier wünschen sich viele Mitarbeitende der ETH wünschen auch nach der Pandemie weiterhin Flexibilität bezüglich Arbeitsort und -zeit. Eine Umfrage unter den ETH-Mitarbeitenden zeigt, dass im Durchschnitt etwa 35 % der Arbeitszeit im Homeoffice verbracht werden sollen, wobei sowohl wissenschaftliches als auch administratives Personal ähnliche Präferenzen äussern. Wichtige Gründe für die Beliebtheit von Homeoffice sind der Wegfall des Arbeitswegs, mehr Autonomie und eine bessere Work-Life-Balance. Gleichzeitig wurde jedoch die Bedeutung von persönlicher Zusammenarbeit und der Notwendigkeit eines Gleichgewichts zwischen Remote-Arbeit und Präsenz im Büro hervorgehoben, insbesondere für Aufgaben, die einen intensiven persönlichen Austausch erfordern.

Digitale Transformation und Künstliche Intelligenz

Die digitale Transformation und der Einsatz von KI prägen die Arbeitswelt der ETH nachhaltig. Durch den Einsatz digitaler Technologien können viele administrative Prozesse automatisiert werden, was den Mitarbeitenden mehr Zeit für kreative und kollaborative Aufgaben lässt. Gleichzeitig ermöglicht die Digitalisierung eine intensivere Zusammenarbeit über geografische Grenzen hinweg. Besonders im akademischen Bereich bietet die digitale Vernetzung Chancen für internationale Forschungsprojekte und den Austausch von Wissen. Dabei legt die ETH grossen Wert darauf, dass die Integration neuer Technologien ethisch verantwortungsvoll erfolgt und die menschliche Erfahrung weiterhin im Mittelpunkt steht.

Lebenslanges Lernen

Die ETH Zürich fördert eine Kultur des lebenslangen Lernens, um sicherzustellen, dass ihre Mitarbeitenden und Studierenden auch in der sich wandelnden Arbeitswelt erfolgreich bleiben. Der „Lifelong Learning Hub“ bietet vielfältige Möglichkeiten zur Weiterbildung, um mit den neuesten technologischen und sozialen Entwicklungen Schritt zu halten. Gerade im Kontext der zunehmenden Digitalisierung wird die Bedeutung von sozialen und Führungskompetenzen betont, die in einer KI-dominierten Arbeitswelt an Relevanz gewinnen. Dazu gehört die Fähigkeit, Teams zu führen, Empathie zu zeigen und komplexe zwischenmenschliche Situationen zu meistern.

Diversität und Inklusion

Ein inklusiver Arbeitsplatz, der Diversität fördert, gilt als Schlüssel zur Lösung komplexer Probleme und zur Förderung von Kreativität. Die ETH hat erkannt, dass eine vielfältige und inklusive Kultur nicht nur den Zusammenhalt stärkt, sondern auch die Innovationskraft fördert. Dazu wurden gezielte Massnahmen entwickelt, um Hindernisse abzubauen und eine faire Arbeitsumgebung zu schaffen. In diesem Zusammenhang wurde «Inklusion leben» als eine der sechs Schlüsselkompetenzen der ETH definiert, um das Thema in den Fokus zu rücken und das Bewusstsein bei allen Mitarbeitenden zu stärken.

Ökologische Nachhaltigkeit

Die ETH sieht sich in der Verantwortung, ihren ökologischen Fussabdruck zu reduzieren und gleichzeitig ihre Werte mit dem Umweltschutz in Einklang zu bringen. Dazu gehört die Einführung flexibler Arbeitsplatzkonzepte wie Desksharing, um den Ressourcenverbrauch zu verringern und die Nutzung von Büroflächen zu optimieren. Diese Massnahmen tragen nicht nur zur Senkung der CO2-Emissionen bei, sondern sind auch Teil einer nachhaltigen Campus-Strategie, die eine langfristige Reduzierung der Treibhausgasemissionen zum Ziel hat.

Wohlbefinden der Mitarbeitenden

Das Wohlbefinden der Mitarbeitenden ist ein zentrales Anliegen der ETH und wird als wichtiger Faktor für die langfristige Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit betrachtet. Insbesondere in der Zeit nach der Pandemie hat sich gezeigt, dass flexible Arbeitsbedingungen das Wohlbefinden fördern können. Die ETH unterstützt ihre Mitarbeitenden durch Programme zur Gesundheitsförderung und durch Massnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance. Zudem spielt die Förderung von „psychologischer Sicherheit“ eine wichtige Rolle, damit Mitarbeitende in einem sicheren Umfeld ihre Ideen äussern und an Innovationsprozessen teilnehmen können.

Institutioneller Wandel und Veränderungsmanagement

Die ETH sieht sich angesichts der sich verändernden Arbeitswelt auch institutionell vor Herausforderungen. Um diese zu meistern, wurde das Projekt „rETHink“ initiiert, das die ETH organisatorisch auf die Zukunft vorbereiten soll. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Strukturen zu optimieren, um Agilität und Anpassungsfähigkeit zu erhöhen. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Schaffung neuer Leitungsstrukturen, die die Themen Leadership, Diversität und lebenslanges Lernen in den Mittelpunkt stellen. Die ETH hat erkannt, dass Veränderungsprozesse nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Mitarbeitenden und Führungskräften erfolgreich sein können.

Ziele der ETH Zürich für die Arbeitswelt der Zukunft

Auf Basis der im Dokument beschriebenen Analysen hat die ETH eine Reihe von Zielen formuliert, um die Arbeitswelt der Zukunft aktiv zu gestalten. Diese umfassen die Förderung von Flexibilität und Autonomie, die Nutzung digitaler Lösungen zur Schaffung hybrider Arbeitsmodelle und die Sicherstellung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen institutionellen Anforderungen und den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden. Die ETH will ein Arbeitsumfeld schaffen, das nicht nur auf die Erreichung institutioneller Ziele, sondern auch auf das Wohlbefinden und die persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden ausgerichtet ist.

Das Dokument der ETH Zürich unterstreicht die Notwendigkeit, sich proaktiv auf die Herausforderungen der Arbeitswelt der Zukunft einzustellen. Die Kombination von technologischen Innovationen, einer klaren Ausrichtung auf Wohlbefinden und Inklusion sowie einer flexiblen, ressourcenschonenden Arbeitsweise soll die ETH in eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Zukunft führen. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Ziele hängt jedoch massgeblich vom Engagement der Mitarbeitenden und ihrer Bereitschaft ab, sich an den Veränderungen aktiv zu beteiligen und diese mitzugestalten.