IT als Treiber der Finanztransformation

Nr. 24-6 aktualisiert 2024-11-22 Lesedauer: min

IT als Treiber der Finanztransformation

Austin Distel auf Unsplash

Die Finanzbranche befindet sich in einem Paradigmenwechsel: Technologische Innovationen wie Cloud Computing, künstliche Intelligenz und Blockchain verändern nicht nur Geschäftsmodelle, sondern auch die grundlegende Rolle der IT in Finanzabteilungen. Während IT früher vor allem als unterstützender Kostenfaktor galt, hat sie sich heute zu einem strategischen Treiber entwickelt, der Effizienz, Agilität und Innovationskraft fördert.

Klar ist: IT ist nicht länger eine interne Infrastruktur (und ein Kostenfaktor), welche hinter den Kulissen arbeitet, sondern ein zentraler Werttreiber. Als Grundlagentechnologie ermöglicht es IT, neue Kundenanforderungen zu erfüllen, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und innovative Geschäftsmodelle zu unterstützen. So hat beispielsweise die Einführung von Cloud-Technologien massgebend dazu geführt, dass Banken und Versicherungen durch den Einsatz von cloudbasierten Plattformen Daten in Echtzeit analysieren und so kundenorientierte Dienstleistungen anbieten, die auf personalisierten Bedürfnissen basieren. Die Rolle der IT geht jedoch über technische Lösungen hinaus. Sie ist ein integraler Bestandteil der Unternehmensführung geworden, der Geschäftsmodelle und -prozesse grundlegend verändert. Finanzinstitute, die IT als strategischen Partner betrachten, profitieren von erhöhter Agilität und können schneller auf regulatorische und technologische Veränderungen reagieren.

Von der Automatisierung zur strategischen Steuerung

Die Automatisierung von Prozessen bildet die Basis für die Digitalisierung der Finanzabteilung. Technologien Künstliche Intelligenz, Robotic Process Automation (RPA) und maschinelles Lernen übernehmen repetitive Aufgaben und schaffen Raum für strategischere Tätigkeiten. Die Automatisierung hat die Art und Weise, wie Unternehmen Buchhaltung, Steuerberichterstattung und Controlling betreiben, verändert. Durch die Reduzierung manueller Eingriffe konnten Fehlerquoten erheblich gesenkt und Ressourcen effizienter genutzt werden. Doch die Transformation endet nicht bei der Automatisierung. Die wahre Stärke der IT liegt in der Fähigkeit, tiefere Einblicke in finanzielle und operative Daten zu bieten und so als Grundlage für fundierte strategische Entscheidungen zu dienen. Moderne Analysewerkzeuge ermöglichen es CFOs, nicht nur vergangene Entwicklungen zu bewerten, sondern auch zukünftige Szenarien zu simulieren. Vorausschauende Analysen können die Prognosegenauigkeit signifikant steigern und so die Planungssicherheit in volatilen Märkten erhöhen. Durch die Integration dieser Technologien wird IT zu einem unverzichtbaren Instrument für die langfristige Unternehmenssteuerung.

IT und CFOs: Ein neues Führungsduo

Die Zusammenarbeit zwischen CFOs und CIOs ist enger und strategischer geworden. Während der CFO für die finanziellen Ergebnisse verantwortlich ist, liefert die IT die Werkzeuge, um diese Ergebnisse zu erreichen. Diese Partnerschaft hat sich durch den zunehmenden Einfluss von Datenanalyse und Technologie in der Finanzstrategie weiter vertieft. CFOs verlassen sich zunehmend auf IT, um aussagekräftige Daten in Echtzeit bereitzustellen, mit deren Hilfe sie präzise und schnelle Entscheidungen treffen können. Die Rolle des CFOs hat sich entsprechend weiterentwickelt. Sie umfasst heute nicht mehr nur die finanzielle Kontrolle, sondern auch die Fähigkeit, strategische Impulse zu setzen, die auf technologischen Möglichkeiten beruhen. Ein Unternehmen, das diese Zusammenarbeit erfolgreich umgesetzt hat, konnte durch die Einführung KI-gestützter Prognosetools seine Effizienz steigern und die Zeit für Entscheidungsprozesse drastisch verkürzen. Diese Entwicklung zeigt, dass CFOs und IT-Abteilungen nicht nur Partner, sondern Treiber für Veränderung und Innovation sind.

Innovation und Wettbewerbsvorteile durch IT

IT hat sich definitiv zum Schlüssel entwickelt, um Innovationen zu fördern und sich im Wettbewerb zu behaupten. Die Finanzbranche ist einem ständigen Wandel unterworfen, und Unternehmen, die neue Technologien frühzeitig adaptieren, können schneller auf Veränderungen reagieren. Ein Beispiel hierfür ist die Blockchain-Technologie, die neue Möglichkeiten für sichere und transparente Transaktionen bietet. Finanzinstitute, die Blockchain einsetzen, profitieren von Kostensenkungen und einer höheren Effizienz in Bereichen wie Zahlungsverkehr und Lieferkettenfinanzierung. Auch Künstliche Intelligenz hat sich als Gamechanger erwiesen. Finanzinstitute nutzen KI, um Betrugsfälle schneller zu erkennen und personalisierte Dienstleistungen anzubieten. Ein führendes europäisches Bankhaus konnte durch den Einsatz von KI-basierten Algorithmen den Zeitaufwand für Kreditanalysen um die Hälfte reduzieren, was nicht nur die Kundenbindung stärkte, sondern auch die Effizienz des gesamten Prozesses erhöhte. Diese Beispiele zeigen, wie IT nicht nur bestehende Prozesse optimiert, sondern auch völlig neue Geschäftsmöglichkeiten schafft.

Herausforderungen und Chancen

Die Integration von IT in die Finanzstrategie bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Die Implementierung neuer Technologien erfordert erhebliche Investitionen und eine sorgfältige Planung. Ausserdem müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, um diese Technologien effektiv zu nutzen. Schulungen und Weiterbildungsprogramme sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Organisation bereit ist, die Vorteile neuer Technologien voll auszuschöpfen. Ein weiteres Hindernis ist die zunehmende Komplexität der regulatorischen Anforderungen. Regierungen und Aufsichtsbehörden fordern von Finanzinstituten eine höhere Transparenz und Sicherheitsstandards, was die Implementierung neuer Technologien erschwert. Gleichzeitig bieten diese Herausforderungen auch Chancen. Unternehmen, die erfolgreich innovative Lösungen implementieren und Compliance sicherstellen, können sich als Vorreiter im Markt positionieren.

Christian Bühlmann

Chefredaktor Computerworld

Christian Bühlmann ist Chefredaktor der Computerworld und engagiert sich in der IT-Branche seit mehr als 30 Jahren als Fachautor, Berater und Projektleiter mit den Herausforderungen von Unternehmen in der digitalen Welt.