Blockchain

Nr. 24-6 aktualisiert 2024-11-22 Lesedauer: min

Blockchain: Die neue Basis für Vertrauen und Effizienz

Ursprünglich als Grundlage für Kryptowährungen wie Bitcoin entwickelt, hat sich Blockchain längst zu einer vielseitigen Technologie entwickelt, die weit über digitale Währungen hinausgeht. Sie bietet eine manipulationssichere, transparente und dezentrale Plattform, die insbesondere in einer Branche, die von Vertrauen und Effizienz lebt, neue Massstäbe setzt. Banken, Versicherer und Vermögensverwalter weltweit investieren in Blockchain-Anwendungen, um Kosten zu senken, Prozesse zu optimieren und neue Geschäftsmodelle zu erschliessen.

Gerd Altmann auf Pixabay

Effizienzsteigerung im Zahlungsverkehr

Eines der prominentesten Anwendungsgebiete von Blockchain ist der Zahlungsverkehr. Herkömmliche Zahlungssysteme, insbesondere bei grenzüberschreitenden Transaktionen, sind oft langsam, teuer und intransparent. Blockchain-basierte Zahlungslösungen bieten hier eine radikale Verbesserung. Transaktionen, die früher Tage oder sogar Wochen dauerten, können mit Blockchain in wenigen Sekunden abgewickelt werden – und das zu einem Bruchteil der Kosten. Ein konkretes Beispiel ist die Plattform Ripple, die auf Blockchain-Technologie basiert und speziell für den internationalen Zahlungsverkehr entwickelt wurde. Banken, die Ripple nutzen, berichten von einer Reduzierung der Transaktionskosten um bis zu 60 %. Diese Kostensenkungen entstehen durch die Eliminierung von Intermediären und die Nutzung eines dezentralisierten Netzwerks, das eine direkte Kommunikation zwischen den Parteien ermöglicht. Die Effizienzgewinne der Blockchain-Technologie beschränken sich nicht nur auf Finanzinstitute. Auch Unternehmen profitieren von schnelleren Zahlungen und einer verbesserten Liquiditätsplanung. Eine global tätige Einzelhandelskette konnte durch die Einführung blockchain-basierter Zahlungssysteme ihre Cashflow-Transparenz signifikant verbessern.

Tokenisierung von Vermögenswerten

Die Tokenisierung von Vermögenswerten ist ein weiteres bahnbrechendes Anwendungsfeld der Blockchain. Dabei werden physische oder finanzielle Vermögenswerte wie Immobilien, Kunstwerke oder Unternehmensanteile in digitale Token umgewandelt, die auf einer Blockchain gespeichert sind. Diese Token repräsentieren den Wert des Vermögensgegenstands und können problemlos gehandelt oder übertragen werden. Dieser Ansatz bietet mehrere Vorteile. Zum einen ermöglicht die Tokenisierung eine höhere Liquidität, da Vermögenswerte, die traditionell schwer zu handeln sind, durch Token fractionalisiert und an globale Investoren verkauft werden können. Zum anderen reduziert sie die Transaktionskosten, da traditionelle Mittelsmänner wie Broker oder Notare überflüssig werden. Ein Beispiel für die Anwendung dieser Technologie ist die Tokenisierung eines Immobilienprojekts in der Schweiz, bei dem Investoren digitale Anteile an einer Gewerbeimmobilie erwerben konnten. Die Blockchain stellte sicher, dass alle Transaktionen transparent und manipulationssicher waren. Solche Projekte könnten in Zukunft den Zugang zu Investitionen demokratisieren und neue Märkte erschliessen.

Blockchain in der Lieferkettenfinanzierung

Ein weiteres zukunftsweisendes Einsatzgebiet ist die Lieferkettenfinanzierung. Traditionell sind Lieferkettenprozesse komplex, intransparent und oft von zahlreichen manuellen Eingriffen geprägt. Blockchain ermöglicht es, die gesamte Lieferkette digital und transparent abzubilden. Alle Beteiligten – vom Zulieferer über den Hersteller bis hin zum Finanzinstitut – können auf ein gemeinsames, unveränderliches Hauptbuch zugreifen, das alle relevanten Informationen enthält.

Durch den Einsatz von Smart Contracts, die automatisch bestimmte Bedingungen prüfen und ausführen, können Prozesse wie die Zahlungsabwicklung oder die Bestätigung von Warenlieferungen automatisiert werden.

Transparenz und Sicherheit im Wertpapierhandel

Blockchain bietet auch im Wertpapierhandel erhebliche Vorteile. Traditionell ist der Handel mit Aktien, Anleihen oder anderen Finanzinstrumenten ein langwieriger Prozess, der oft mehrere Tage in Anspruch nimmt. Dies liegt an der Notwendigkeit, Transaktionen zu klären und abzuwickeln, sowie an der Beteiligung zahlreicher Intermediäre wie Börsen, Clearingstellen und Verwahrstellen.

Mit Blockchain können diese Prozesse nahezu in Echtzeit erfolgen. Durch die Nutzung eines dezentralen Ledgers, auf dem alle Transaktionen unveränderlich gespeichert werden, entfällt die Notwendigkeit für viele dieser Mittelsmänner. Zudem bietet die Blockchain im Wertpapierhandel ein höheres Mass an Sicherheit. Da alle Transaktionen kryptografisch gesichert sind und das Hauptbuch nicht manipuliert werden kann, werden Risiken wie Doppelbuchungen oder betrügerische Transaktionen deutlich minimiert.

Herausforderungen bei der Einführung von Blockchain

Trotz ihrer zahlreichen Vorteile steht die Blockchain-Technologie vor einigen Herausforderungen. Eine der grössten ist die Skalierbarkeit. Aktuelle Blockchain-Systeme stossen bei einer großen Anzahl von Transaktionen an ihre Grenzen, was ihre Nutzung in stark frequentierten Märkten erschwert. Zwar gibt es vielversprechende Entwicklungen wie Layer-2-Lösungen und Sidechains, doch diese Technologien befinden sich noch in der Entwicklungsphase.

Auch regulatorische Unsicherheiten stellen ein Hindernis dar. Viele Länder haben noch keine klaren Richtlinien für die Nutzung von Blockchain-Technologien entwickelt, insbesondere im Hinblick auf den Datenschutz und die steuerliche Behandlung von Kryptowährungen und Token. Dies schafft Unsicherheiten für Unternehmen, die in diese Technologie investieren möchten.

Nicht zuletzt ist die Akzeptanz ein entscheidender Faktor. Die Einführung von Blockchain erfordert oft erhebliche Veränderungen in bestehenden Prozessen und Systemen. Unternehmen müssen bereit sein, in Schulungen und die Umgestaltung ihrer Arbeitsabläufe zu investieren, um die Technologie effektiv nutzen zu können.

Zukunftsaussichten der Blockchain im Finanzwesen

Die Zukunft der Blockchain im Finanzwesen ist vielversprechend. Mit der Weiterentwicklung der Technologie werden die aktuellen Herausforderungen wie Skalierbarkeit und regulatorische Unsicherheiten zunehmend überwunden. Zukünftige Anwendungen könnten die Integration von Blockchain mit anderen Technologien wie Künstlicher Intelligenz und dem Internet der Dinge (IoT) umfassen, um völlig neue Geschäftsmodelle zu schaffen.

Ein besonders spannender Bereich ist die Entwicklung von Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs), die auf Blockchain basieren. Länder wie China und die Europäische Union arbeiten bereits an solchen Projekten, die das Potenzial haben, das globale Finanzsystem grundlegend zu verändern. Die Kombination aus staatlicher Kontrolle und der Effizienz der Blockchain könnte die nächste Evolutionsstufe des Zahlungsverkehrs einläuten.

Blockchain ist nicht nur eine Technologie, sondern eine transformative Kraft, die die Spielregeln im Finanzwesen neu definiert. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Technologie setzen und ihre Anwendungen strategisch gestalten, werden die Zukunft des Finanzmarktes mitgestalten.

Christian Bühlmann

Chefredaktor Computerworld

Christian Bühlmann ist Chefredaktor der Computerworld und engagiert sich in der IT-Branche seit mehr als 30 Jahren als Fachautor, Berater und Projektleiter mit den Herausforderungen von Unternehmen in der digitalen Welt.