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Die IT auf eine neue Basis stellen

Nr. 23-3 aktualisiert 24.11.2023 Lesedauer: min

Die IT auf eine neue Basis stellen

Bestandssysteme und hyperkonvergente Infrastrukturen lassen sich in der Kombination mit der Cloud zu einer schlagkräftigen und zukunftsfähigen Lösung kombinieren.

Bild: Shutterstock: Timofeev Vladimir

Schneller, agiler und digitaler wollen Organisationen werden, damit sie wettbewerbsfähig bleiben. Das gilt nicht nur für Firmen, sondern auch für öffentliche Einrichtungen: «Die Geschwindigkeit an Veränderungen hat sich durch die Digitalisierung und steigende Anforderungen von Kunden deutlich erhöht. Das gilt für alle Branchen, einschliesslich des öffentlichen Sektors», sagt Peter Goldbrunner, Vice President und General Manager Central Europe bei Nutanix. «Man denke nur daran, auf welch massive Weise während der Corona-Krise die Erwartungen der Bürger an den ‹digitalen Staat› enttäuscht wurden.» Ähnliche Argumente führt Christian Daser an, Director von zStack DACH bei IBM. Dass Bestandssysteme erneuert werden müssen, führt er auf den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel zurück. «Während es früher Geschäfte mit festen Öffnungszeiten gab, sind Nutzer heute dank der globalen Vernetzung einen Rund-um-die-Uhr-Service gewohnt. Anwendungen müssen dieser Veränderung Rechnung tragen.»

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Modernisierungsstau auflösen

Doch eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie, und damit hochwertigere Services für Kunden und die Bevölkerung, setzt einen passenden «IT-Unterbau» voraus. Allerdings ist dieser in etlichen Unternehmen nur bedingt vorhanden. «Es gibt einen Modernisierungsstau, sogar einen recht grossen», sagt Louis Garnier, Senior Director Channel Sales Central Europe bei Fujitsu. Das zeige etwa das Thema Ransomware: «Jahrelang haben Unternehmen Themen wie Backup und Archivierung stiefmütterlich behandelt. Dadurch sind sie nun leichter erpressbar. Technisch lässt sich Ransomware-Angriffen zwar wirksam entgegentreten, aber nicht ohne entsprechende Investitionen.»

Christian Daser, IBM Bilder
«Modernisierungsmassnahmen sollten stetig und kontinuierlich umgesetzt werden, damit sich nicht zu viel aufstaut.»

Anwendungen und IT-Infrastruktur

Ein wesentliches Problem ist laut Daser, dass viele Unternehmen keine wirkliche Modernisierung der Anwendungen und IT-Plattformen durchführen, sondern sich aus Kostengründen auf kleine Änderungen beschränken. «Dadurch wird eine technische Schuld aufgebaut, die man wieder abtragen muss, wenn sich neue Geschäftsanforderungen nicht mehr erfüllen lassen.» Solche Notlösungen erhöhen die Komplexität, machen IT-Systeme sowie Anwendungen schwerfälliger und treiben die Kosten in die Höhe.

Um eine Modernisierung der IT zu erreichen, gibt es mehrere Ansatzpunkte. Einer ist die Erneuerung der ITInfrastruktur. Diese kann die Verlagerung von Services in eine Cloud mit einbeziehen. Damit eng verknüpft ist eine zweite Option: die Modernisierung von Anwendungen. Auch dabei kann die Cloud eine zentrale Rolle spielen, etwa in Form von SaaS (Software as a Service) und cloudbasierten Container-Plattformen.

Allerdings ist die Cloud kein Allheilmittel. Denn kaum ein Unternehmen ist bereit, alle Applikationen von einem Cloud-Service-Provider zu beziehen. Daher ist es notwendig, einen Teil der Altanwendungen zu erneuern, auch wenn die neuen Versionen dann On-Premises oder in einer Hybrid Cloud genutzt werden.

Die neuen IT-Umgebungen können Anwender vor allem dazu nutzen, um datengetriebene Geschäftsmodelle zu entwickeln, so Niels Kallies, Business Development Manager for CI/HCI bei Dell Technologies. «Das bedeutet, durch eine ganzheitliche Betrachtung aller zur Verfügung stehenden Daten und den Einsatz von intelligenten Analysemethoden, neue Erkenntnisse zu gewinnen und bessere Entscheidungen zu treffen.» Doch das erfordert laut Kallies den Einsatz weiterer Technologien, etwa von Edge Computing und künstlicher Intelligenz. Denn bereits jetzt liefen Unternehmen Gefahr, in einer «Datenflut zu ertrinken» und zum Opfer ihrer eigenen Digitalisierungsmassnahmen zu werden.

Louis Garnier, Fujitsu
«Wenn heute Projekte scheitern, dann weniger an der Technik, sondern an einer fehlenden abteilungsübergreifenden Einführungsstrategie.»

Mit HCI die IT-Infrastruktur erneuern

Eine Option, um die IT-Infrastruktur und Rechenzentren für diese Anforderungen fit zu machen, ist der Einsatz von Hyper-Converged-Infrastructure-Systemen. HCI-Systeme kombinieren Storage, Server und Netzwerkkomponenten in einer Infrastruktur. Hinzu kommen ein Hypervisor und eine Management-Software. Das Ergebnis ist ein softwarebasierter Infrastruktur-Stack. Er kann sowohl aus speziellen Appliances als auch aus herkömmlichen Servern und Netzwerksystemen bestehen. Damit lässt sich die IT- Infrastruktur in Rechenzentren und Niederlassungen modernisieren. Zu den Anbietern solcher Systeme zählen Cisco, Dell Technologies, VMware und Nutanix, zudem NetApp, HPE und Microsoft.

«Eine HCI spart Platz, Strom und Arbeitsaufwand. Zudem reduziert sie die Gesamtbetriebskosten um 40 bis 60 Prozent», erläutert Nutanix-Manager Goldbrunner. Ein Schlüsselelement ist das zentrale Management der Services und Anwendungen. Dadurch ist es möglich, ITDienste und Applikationen unabhängig davon zu verwalten, wo sie ausgeführt werden: im Unternehmensrechenzentrum, in einer Public Cloud oder in einer Hybrid-Cloud-Umgebung. «Eine HCI bedeutet somit Wahlfreiheit auf allen Ebenen: Hardware, Hypervisor und Cloud-Umgebung. Das ist IT und Cloud zu Bedingungen der Anwender, nicht der Anbieter.»

Naturgemäss plädiert auch Dell, selbst Anbieter von HCI-Systemen, für diesen Ansatz. Vorteile seien die Skalierbarkeit, der hohe Integrationsgrad sowie die Automatisierungsfunktionen in Verbindung mit einem Lifecycle-Management (LCM), erläutert Kallies. Hinzu kommt die Ausfallsicherheit von HCI-Clustern: «Fällt eine Hardware- oder Software-Komponente aus, wird der entsprechende Knoten isoliert.» Seine Funktion übernehmen andere Teile des Clusters. «Das führt zu niedrigen Ausfallzeiten von Services; Applikationen sind weiterhin erreichbar», ergänzt Kallies.

Christopher Goth, Avepoint
«Das ist ein bisschen so, als würden Sie Ihr Smartphone nur zum Telefonieren verwenden.»

Flexiblere Optionen erhalten

Mittlerweile haben hyperkonvergente Systeme ein höheres Mass an Flexibilität erreicht als in der Anfangsphase. So haben Nutzer bei Lösungen wie Dell EMC Powerflex die Möglichkeit, sowohl virtualisierte als auch physische Server zu betreiben. Auch die Skalierbarkeit wurde optimiert. Bei einem Teil der Systeme können Nutzer beispielsweise die Storage-Kapazitäten, den Arbeitsspeicher und die Rechenleistung einer HCI separat erweitern. Ausserdem gehen die Hersteller solcher «HCI 2.0»-Systeme dazu über, auch SANs (Storage Area Networks) und Edge-Computing-Anwendungen zu unterstützen.

Hinzu kommt, dass HCIs für spezielle Anwendungsfälle zur Verfügung stehen. So hat HPE mit der Simplivity Reihe kompakte Appliances mit zwei Knoten entwickelt, die für den Einsatz in Aussenstellen und im Bereich Edge Computing optimiert sind. Dell Technologies hat mit VxRail eine Lösung im Portfolio, die auf VMware-Umgebungen abgestimmt ist. «Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, ihre Nutanix-Lösung beispielsweise in der Cloud von Amazon Web Services zu betreiben, entweder ganz oder teilweise, und dort die Ressourcen beliebig zu erweitern», erläutert wiederum Goldbrunner.

Die Cloud wird unverzichtbar

Die Cloud spielt jedoch nicht nur bei der Erweiterung und Erneuerung der IT-Infrastruktur eine wichtige Rolle, sondern auch beim Modernisieren der Bestandssysteme von Unternehmen. Sie kann mehrere Funktionen übernehmen:

  • als Plattform, über die Infrastruktur-Ressourcen und Entwicklungsumgebungen bereitstehen
  • als Software-Quelle im Rahmen eines SaaS-Ansatzes

Durch die Corona-Pandemie hat das SaaS-Modell einen Aufschwung erlebt, etwa in Bereichen wie Collaboration-Software und Videokonferenzlösungen. Das zeigt das Beispiel Microsoft 365 mit der Collaboration-Komponente Teams. Im April 2021 hatte Teams weltweit 145 Millionen tägliche Nutzer, rund doppelt so viele wie 2020. «Mit Teams haben Anwender die Möglichkeit, Dateien gemeinsam zu nutzen, Webinare zu hosten und auch Notizen in der App zu machen. Sie können zudem Dashboards wie Power BI verwenden, die bei der Datenoptimierung helfen », erläutert Christopher Goth, Country Manager DACH bei Avepoint. Das Unternehmen hat sich unter anderem auf Management-, Migrations- und Backup-Lösungen spezialisiert, die Microsoft 365 ergänzen.

Doch die Microsoft-Lösung zeigt auch, dass die Umstellung auf cloudbasierte Anwendungen wahrlich keine triviale Aufgabe ist. «Viele Unternehmen, die cloudbasierte Anwendungen wie Teams nutzen, verwenden immer nur die Chat- und Meeting-Funktion, anstatt sie für eine echte Modernisierung der digitalen Zusammenarbeit zu nutzen. Das ist ein bisschen so, als würden Sie Ihr Smartphone nur zum Telefonieren verwenden», stellt Goth fest. Hinzu kommt, dass das Management von Cloud-Lösungen zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt. So haben laut Avepoint 75 Prozent der Unternehmen Microsoft Teams ohne angemessene Sicherheits- oder Managementmassnahmen eingeführt. Das mache sie anfällig für Cyberbedrohungen. Die Umstellung auf Office-Suites, Collaboration-Lösungen und Geschäfts-Software aus der Cloud müsse daher mit IT-Security-Massnahmen kombiniert werden.

Standard-Software kann nicht alles

Einen weiteren Punkt bringt IBM-Manager Daser ins Spiel: dass sich nicht alle Prozesse von Unternehmen in einer Standard-Software abbilden lassen, die ein Unternehmen über die Cloud bezieht. «Im Mittelstand sehen wir verstärkt die Einführung von Standard-Software. Vor allem Kunden aus der Industrie setzen auf Branchenlösungen und versuchen, bestehende ‹Homegrown›-Anwendungen zu überführen», erläutert Daser. «In der Regel gibt es aber auch die Erkenntnis, dass bei Weitem nicht alle Prozesse eines Unternehmens eins zu eins in Standard-Software implementierbar sind.» Daher ist ein Brückenschlag zwischen Legacy-Anwendungen und neuen IT-Umgebungen erforderlich. Das lässt sich mit Programmierschnittstellen (APIs) erreichen, die in die Alt-Applikationen integriert werden.

Fazit und Ausblick

Es gibt keinen Königsweg für Unternehmen, die ihre ITUmgebung erneuern wollen. Vielmehr kommt es darauf an, welche Kernanwendungen ein Unternehmen einsetzt und welche Optionen es gibt, den geschäftlichen Nutzen dieser Applikationen zu bewahren, wenn sie auf eine neue technologische Basis gestellt werden. Bei der Modernisierung von Rechenzentren bieten sich vor allem hyperkonvergente Systeme an. Auch kleinere und mittelständische Unternehmen können mit einer HCI ihre IT-Infrastruktur neu aufstellen und diese zugleich an die Cloud-Plattformen anbinden.

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Bernd Reder

Freier Autor

Bernd Reder ist freier Journalist mit den Schwerpunkten Netzwerke, IT und Telekommunikation.