Nr. 24/3 aktualisiert 2024-05-24 Lesedauer: min

Das passende ERP für die Supply Chain

Enterprise Resource Planning (ERP)-Systeme spielen eine entscheidende Rolle in der modernen Supply Chain, indem sie verschiedene Geschäftsprozesse integrieren und zentralisieren. Diese Systeme bieten eine umfassende Lösung für die Verwaltung von Lagerbeständen, Produktionsplänen, Einkaufsprozessen und Vertriebsvorgängen. In der Supply Chain ermöglichen ERP-Systeme eine Echtzeitüberwachung und -steuerung, was zu einer erheblichen Effizienzsteigerung führt. Durch die Automatisierung vieler Aufgaben und die Reduzierung von manuellen Fehlern wird die Produktivität erhöht und die Durchlaufzeiten werden verkürzt. Dies führt zu einer schnelleren und zuverlässigeren Auftragsabwicklung, was letztlich die Kundenzufriedenheit verbessert.

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Wichtige ERP-Funktionen für die Supply Chain

Die wichtigsten Funktionen eines ERP-Systems für die Verwaltung der Supply Chain sind zentral für die Verbesserung von Effizienz, Transparenz und Reaktionsfähigkeit innerhalb der Lieferkette. Dazu gehören unter anderem:

1. Lagerbestandsverwaltung: Ein ERP-System ermöglicht die Echtzeitüberwachung und -verwaltung von Lagerbeständen. Dies umfasst die Nachverfolgung von Wareneingängen, Beständen und Warenausgängen. Unternehmen können so ihre Lagerbestände optimieren, Überbestände und Engpässe vermeiden und die Kapitalbindung reduzieren. Eine präzise Bestandsverwaltung trägt wesentlich zur Effizienz und Kostensenkung in der Supply Chain bei.

2. Produktionsplanung und -steuerung: ERP-Systeme unterstützen die Planung und Steuerung von Produktionsprozessen. Sie helfen bei der Erstellung von Produktionsplänen, der Zuweisung von Ressourcen und der Überwachung des Produktionsfortschritts. Durch die Integration dieser Funktionen in eine zentrale Plattform können Unternehmen ihre Produktionsprozesse effizienter gestalten und flexibel auf Veränderungen in der Nachfrage reagieren.

3. Einkaufs- und Beschaffungsmanagement: Die Beschaffung ist ein weiterer kritischer Bereich, der durch ERP-Systeme optimiert wird. ERP-Systeme automatisieren den Beschaffungsprozess, von der Bestellung bis zur Bezahlung. Dies umfasst die Lieferantenauswahl, das Bestellwesen und die Rechnungsbearbeitung. Durch die Automatisierung und Integration dieser Prozesse können Unternehmen ihre Einkaufsstrategien verbessern, Kosten senken und die Beziehungen zu Lieferanten stärken.

4. Vertriebs- und Auftragsmanagement: ERP-Systeme verwalten den gesamten Verkaufsprozess, von der Angebotserstellung über die Auftragsabwicklung bis hin zur Rechnungsstellung. Sie bieten Funktionen zur Auftragsverfolgung und zur Verwaltung von Kundenbeziehungen. Eine effiziente Vertriebs- und Auftragsabwicklung trägt zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit bei, da Aufträge schneller und genauer bearbeitet werden können.

5. Finanz- und Rechnungswesen: ERP-Systeme integrieren Finanzprozesse wie Buchhaltung, Budgetierung und Finanzberichterstattung. Sie bieten umfassende Funktionen zur Verwaltung von Konten, zur Finanzanalyse und zur Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Durch die Integration dieser Finanzprozesse mit anderen Geschäftsbereichen erhalten Unternehmen eine vollständige Übersicht über ihre finanzielle Lage, was eine fundierte Entscheidungsfindung ermöglicht.

Diese Funktionen tragen insgesamt dazu bei, die Effizienz und Transparenz in der gesamten Supply Chain zu verbessern. Sie ermöglichen eine präzise Planung, eine bessere Überwachung und Steuerung von Prozessen sowie eine schnellere und zuverlässigere Auftragsabwicklung. Letztendlich tragen ERP-Systeme dazu bei, die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit von Unternehmen zu erhöhen, was in der heutigen dynamischen Marktumgebung entscheidend für den Erfolg ist.

Auswahl eines ERPs für die Lieferkettenverwaltung

Die Auswahl einer geeigneten Lösungn beginnt in der Regel mit der Bestandsaufnahme der aktuellen Geschäftsprozesse und IT-Systeme, um die vorhandenen Abläufe in der Supply Chain, wie Lagerbestandsverwaltung, Produktionsplanung, Einkauf, Vertrieb und Finanzen, detailliert zu dokumentieren. Anschliessend werden die spezifischen Anforderungen und Ziele des Unternehmens definieren, um Schwachstellen und Verbesserungsbereiche zu identifizieren. Die Festlegung von Leistungskennzahlen (KPIs) ist dabei entscheidend, um den Erfolg der ERP-Implementierung später messen zu können.

Marktanalyse und Recherche

Sobald die Grundlagen vorliegen, wird im nächsten Schritt eine umfassende Marktanalyse durchführen, um potenzielle ERP-Anbieter zu identifizieren. Dies umfasst die Recherche nach ERP-Lösungen, die speziell auf die Bedürfnisse der Handelsbranche und der Supply Chain zugeschnitten sind. Bewährt hat sich dabei die Berücksichtigung von Bewertungen und Erfahrungsberichte von anderen Unternehmen in ähnlichen Branchen, um die Stärken und Schwächen der verschiedenen ERP-Anbieter zu verstehen.

Anbieterauswahl und -bewertung

Auf Basis der Marktanalyse empfiehlt sich, eine Kurzliste von ERP-Anbietern zu erstellen, welche die Anforderungen des Unternehmens am besten erfüllen. Diese Liste sollte auf spezifischen Funktionen, der Skalierbarkeit und der Anpassungsfähigkeit der ERP-Lösungen basieren. Anschliessend folgt eine detaillierte Evaluierungen der ausgewählten Anbieter. Dies umfasst Produktdemos, Präsentationen und das Einholen von Referenzen von bestehenden Kunden. Gegebenenfalls sollten Pilotprojekte oder Testinstallationen arrangiert werden, um die ERP-Lösungen in einer kontrollierten Umgebung zu testen.

Wirtschaftlichkeitsanalyse und Entscheidung

Nach der Evaluierung der Anbieter bringt eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse Klarheit über die Gesamtinvestitionskosten, einschliesslich Lizenz- oder Abo-Kosten (Cloud), Implementierung, Schulung und Wartung. Wichtig ist zudem die Bewertung potenzieller Risiken und Herausforderungen der Implementierung (inklusive technische Risiken, Anpassungsfähigkeit der Mitarbeitenden und potenzielle Ausfallzeiten). Basierend auf den Ergebnissen der Evaluierung und der Kosten-Nutzen-Analyse kann man eine Entscheidungsgrundlage ausarbeiten und dem Management eine Empfehlung für die beste ERP-Lösung vorlegen.

Implementierungsplanung

Nach der Entscheidung für eine ERP-Lösung wird der detaillierte Implementierungsplan erstellt, der alle Schritte und Meilensteine der Implementierung umfasst. Dies beinhaltet die Festlegung von Zeitplan und Budget, die Zuweisung von Ressourcen und die Definition von Verantwortlichkeiten. Ein umfassendes Change-Management-Programm sollte ebenfalls Teil der Implementierungsplanung sein, um die Mitarbeiter auf die neuen Prozesse und Technologien vorzubereiten. Schulungsprogramme, regelmässige Kommunikation und Unterstützung bei der Anpassung an die neuen Systeme sind dabei essenziell. Während und nach der Implementierung ist der Fortschritt kontinuierlich zu überwachen und bei Bedarf Anpassungen vornehmen, um sicherzustellen, dass das ERP-System die erwarteten Ergebnisse liefert und optimal genutzt wird.

Christian Bühlmann

Chefredaktor Computerworld

Christian Bühlmann ist Chefredaktor der Computerworld und engagiert sich in der IT-Branche seit mehr als 30 Jahren als Fachautor, Berater und Projektleiter mit den Herausforderungen von Unternehmen in der digitalen Welt.